Die Dynamik der Jugendsprache ist eine faszinierende Facette unserer kulturellen Entwicklung. Jahr für Jahr entstehen neue Begriffe, die nicht nur die Art und Weise, wie Jugendliche miteinander kommunizieren, sondern auch ihre Sichtweise auf die Welt widerspiegeln. Ein Höhepunkt ist daher, zweifelsohne die alljährliche Wahl des “Jugendwort des Jahres”. Spätestens seit Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner 2021 das Gewinnerwort “cringe” mit königlicher Geste verkündete, ist das Thema fest in der Jugend verankert.
Die Top 3 der Jugendwörter 2023:
Ein Spiegel der Zeit
Das Jahr 2023 bringt eine frische Ladung Jugendwörter mit sich, die den Zeitgeist perfekt einfangen. An der Spitze stehen “Goofy”, “Side eye” und “NPC”. Diese Begriffe zeigen, wie sich die Interessen und Prioritäten der Jugendlichen verlagern. Der “Langenscheidt Verlag” hat diese drei Wörter auserkoren, um die Wahl des Jugendwortes 2023 zu entscheiden.
Die Jugendwörter 2023 im Detail: Eine Reise durch die Sprache der Zukunft
-“Auf Lock”: Dieser Ausdruck ist mehr als eine Redewendung. Wer “auf Lock” ist, hat verinnerlicht, dass nicht alles im Leben auf die Goldwaage gelegt werden muss.
-“Darf er so”: Dieser Ausdruck spiegelt die typische Jugendlichkeit wider, die stets für Überraschungen gut ist. Es ist der Ausdruck der Verwunderung, der dann fällt, wenn jemand eine unerwartete Aktion startet.
-“Digga(h)”: Diese informelle Anrede für einen Freund zeigt eine enge, vertraute Beziehung an.
-“Goofy”: Ein wunderbar vielschichtiger Begriff, der eine Person oder Situation beschreibt, die auf komische oder tollpatschige Weise liebenswert ist. Humor ist hier das Stichwort.
-“Kerl*in”: Eine Anrede für einen Freund, die Kameradschaft und Vertrautheit verkörpert. Es ist ein Wort, das die Bindung zwischen Gleichgesinnten betont.
-“NPC” (Non-Player-Character): Diese Abkürzung hat einen leicht abwertenden Charakter und wird verwendet, um auf Personen hinzuweisen, die wenig eigenständiges Denken zeigen. Ein Begriff, der aus der Welt der Videospiele entlehnt ist und nun den Weg in die Alltagssprache gefunden hat.
-“Rizz”: Ein Ausdruck, der die Fähigkeit beschreibt, charmant zu sein und erfolgreich zu flirten.
-“Side eye”: Ein Blick sagt oft mehr als tausend Worte. Dieser Ausdruck der Verachtung oder Skepsis drückt sich durch einen seitlichen Blick aus. Er ist ein Indikator für eine kritische Haltung.
-“Slay”: Wer etwas Außergewöhnliches leistet oder einfach großartig aussieht, verdient dieses Lob.
-“Yolo”: “You Only Live Once” – dieser Satz ermutigt dazu, Chancen zu nutzen und Risiken einzugehen. Ein Leitspruch, der den Puls der Zeit perfekt einfängt.
Die Sprachentwicklung im Wandel der Zeit: Eine Zeitreise durch die Jugendkultur
Die 90er Jahre waren geprägt von einem Aufblühen der Pop- und Hip-Hop-Kultur. Begriffe wie “phat” und “wassup” waren in dieser Zeit allgegenwärtig. Jugendliche ließen sich von der Musik- und Filmindustrie inspirieren und verwendeten Ausdrücke wie “sick” und “tight”, um Positives zu beschreiben. Die Sprache war ein Spiegelbild der aufblühenden Popkultur.
Die 2000er Jahre: Der Einfluss der sozialen Medien
Mit dem Aufkommen des Internets und der sozialen Medien änderte sich die Art, wie Jugendliche kommunizierten. Instant Messaging und Chatrooms ermöglichten eine schnelle und einfache Kommunikation. Abkürzungen wie “LOL” und “OMG” wurden zu festen Bestandteilen des Online-Slangs. Die Jugend entwickelte ihre eigene digitale Sprache, beeinflusst von der zunehmenden Präsenz im Internet.
Die 2010er Jahre: Aufstieg der Abkürzungen
Die Verbreitung von Social Media brachte eine neue Ära der Kommunikation mit sich. Ausdrücke wie “YOLO” und “FOMO” prägten die Sprache und bezogen sich auf das Verhalten in sozialen Medien. Emojis und GIFs wurden zu essenziellen Bestandteilen der digitalen Kommunikation, da Jugendliche vermehrt visuelle Elemente in ihre Gespräche integrierten.
Die 2020er Jahre: Meme-Kultur und Social Media Dominanz
Die Meme-Kultur und die starke Präsenz in den sozialen Medien beeinflussten die Kommunikation der Jugendlichen maßgeblich. Begriffe wie “ghosting” und “cancel culture” wurden geprägt, um Verhaltensweisen in den sozialen Medien zu beschreiben. Memes wurden zu einem festen Bestandteil der Popkultur und ermöglichten es Jugendlichen, Gedanken und Meinungen humorvoll auszudrücken.
Jugendwörter des Jahres seit 2008: Eine Chronik der Sprachentwicklung
Eine Reise durch die Jugendwörter der letzten Jahre zeigt nicht nur eine Veränderung der Sprache, sondern auch eine Veränderung der Prioritäten und Interessen der jungen Generation.
2022: smash (mit jemandem etwas anfangen, mit jemandem Sex haben, jemanden abschleppen)
2021: cringe (peinlich, zum Fremdschämen)
2020: lost (ahnungslos, verwirrt)
2019: kein Jugendwort
2018: Ehrenmann/Ehrenfrau (guter Mensch)
2017: I bims (Ich bin’s)
2016: fly sein (besonders abgehen)
2015: Smombie (Zusammensetzung aus Smartphone und Zombie: Personen, die beim Gehen immer aufs Handy schauen und dadurch nichts mitbekommen)
2014: Läuft bei dir (Gut gemacht! Du hast es drauf! Cool!)
2013: Babo (Boss, Chef/Chefin)
2012: Yolo (You only live once/du lebst nur einmal)
2011: Swag (Coolheit, Lässigkeit)
2010: Niveaulimbo (sinnlose Gespräche, bei denen das Niveau stetig sinkt)
2009: hartzen (herumhängen, sinnlos herumhängen)
2008: Gammelfleischparty (Ü30-Party)
Quellen: rnd.de, SATZGEWINN, mdr.de