Memes: Die Sprache einer Generation

In meiner Uni gab es Anfang des Semesters einen Wettbewerb, in dem die verschiedenen Seminargruppen gegeneinander antraten. Um die beste Gruppe zu küren, wurde Fußball gespielt, ein EscapeGame gelöst, eine Schnitzeljagd bewältigt … und nach dem kreativsten Meme gesucht. Gerade bei dieser letzten Aufgabe waren die Studenten begeistert dabei; es sind etliche Memes entstanden, die sich über uralte Unterrichtsräume, langweilige Professoren und die Eitelkeit des Direktors aufregen. Warum funktionieren Memes so gut und was ist es, das unsere Generation an ihnen so fasziniert?

Der Begriff Meme erstmal ist schon so alt wie unsere Eltern: Er wurde in den 70ern vom Biologen Richard Dawkins geprägt und kommt vom griechischen Wort “mimema”, also „Nachgeahmtes“. Dawkins beschrieb damit ein im Gehirn abgespeichertes Informationsmuster. Das erste Meme im heutigen Sinne war vermutlich das „Dancing Baby-Meme“; ein kurzes Video, auf welchem man ein dreidimensional animiertes Baby sehen kann, das Tanzbewegungen macht.

A digitally restored, smooth high definition version of the legendary Dancing Baby by the original creators Michael Girard, Robert Lurye and John Chadwick. © 1996 Autodesk, Inc. The Dancing Baby is reproduced and distributed with the permission of Autodesk, Inc. All rights reserved.

Heute hat 1/3 der Internetnutzer schon ein Meme geteilt, ebenso viele haben sogar selbst eines erstellt. Die Hälfte der Jugendlichen teilt regelmäßig Memes, 1/3 von ihnen hält sie für Kunst, ungefähr ebenso viele sind aber auch genervt von ihnen. Eine einheitliche Meinung zu ihnen zu haben

ist ja auch schwierig – denn „Memes“, „digitale Bilderwitze, Slogans oder Videos“, können ja so ziemlich alles sein.

Das genau macht ihren Erfolg aus: Wir verwenden Memes so gerne, weil sie in einem einzigen Bild eine Menge ausdrücken. Jeder versteht sie – oder eben nicht. Denn auch das kann ein Vorteil sein: Durch ein Meme kann man sich abheben von anderen und sich zugehörig zu einer exklusiven Gruppe von Menschen fühlen, die den Witz verstehen. Schließlich sind Memes aber viel mehr als nur ein Witz: Dahinter stecken oft ernste Botschaften – ein politisches Statement etwa oder eben die Kritik an der Uni-Administration. All das erklärt den Erfolg der Meme-Aufgabe an meiner Uni: Memes über Lehrer oder das Gebäude sind lustig und drücken eine Menge aus. Gleichzeitig sollen sie aber durchaus ernsthaft kritisieren und schweißen zusammen, denn sie sind für Menschen außerhalb der Uni – ob andere Studenten oder einfach ältere Generationen – nur schwer zu verstehen.

Auf TikTok entstehen aktuell übrigens immer mehr „Vemes“, also Video-Memes. Ob die sich durchsetzen können, werden wir sehen. Vielleicht sind wir dann bald selbst die Generation, die die aktuellsten Memes unserer Nachfolger, der Generation Alpha, nicht mehr versteht.

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